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Bretagne & Normandie

4. bis 9. September 2022

Mit unserem erfahrenen Buschauffeur Rolf Brunner und unter der Leitung von Pius Schmid erlebte der Verein «Ehemalige Liebegg» in Frankreich wunderbare und lehrreiche Tage. Ein Bericht von Walter Brunner.

09. Februar 2023

1. Tag | Sonntag, 4. September: Gränichen – Romange – Chartres

ca. 700 km

Am Sonntagmorgen, 4. September trafen wir uns früh auf der Liebegg. Dieses Jahr geht unsere Vereinsreise nach Frankreich. Alle waren pünktlich und so konnte unser langjähriger Buschauffeur Rolf Brunner unter der Leitung von Pius Schmid mit 51 Gästen an Bord um 7.00 Uhr in Richtung Frankreich starten. Die Fahrt führte über Basel, via Besançon (Kaffeepause unterwegs) nach Romange. Dort besichtigten wir das Landgut Romange der Familie Sempach. Die Familie Sempach wanderte vor über 20 Jahren vom Thurgau in den französischen Jura aus. Neben Milchwirtschaft und Ackerbau bieten sie auch Gästezimmer an und verkaufen ihre Produkte zum Teil auch ab Hof. Die Betriebsfläche beträgt 125 ha. Der Ackerbau umfasst 7.5 ha Gerste, 15,5 ha Weizen, 22 ha Soja, 32 ha Mais und 5,5 ha Luzerne. 65 Holstein- und 3 Jersey Kühe plus Aufzucht stehen auf dem Betrieb. Das Lieferrecht beträgt 456`000 Liter, der Stalldurchschnitt beträgt 9`500 Liter. Die Konsummilch geht in die Fromagerie Mulin. der steht auf 210 M.ü.M. Auf dem Betrieb Sempach gab es einen Apéro und ein feines Mittagessen. Anschliessend machten wir einen Betriebsrundgang.

Am Nachmittag Weiterfahrt via Avallon - Auxerre nach Chartres. Schon von weitem kündigte es sich mit seiner herrlichen Kathedrale Notre-Dame an. Sie gilt als eines der schönsten gotischen Baudenkmäler des Landes und gehört zum UNESCO-Welterbe. Zimmerbezug im Mercure Hotel in Chartres. Anschliessend gab es im Restaurant Le Boeuf Couronné ein Nachtessen vom Feinsten.

2. Tag | Montag, 5. September: Chartres – Livarot – Dinard

ca. 370 km

Nach dem Frühstück im Hotel fahren wir nach Livarot und besichtigen dort die Fromagerie Graindorge. Nach dem Betriebsrundgang gab es noch eine Degustation der verschiedenen Weichkäse. Das Mittagessen genossen wir in der Bergerie Le Doux Marais einem ehemaligen Bauerngut, dort war es in jeder Hinsicht, einfach «bombastisch». Nachmittag Weiterfahrt nach Dinard. Zimmerbezug im Hotel Thalasso & Spa Emeria. Das Hotel liegt zwischen Mont-St-Michel und Cap Fréhel am Golf von Saint-Briac, direkt am schönen Strand. Abendessen und Übernachtung im Hotel.

3. Tag | Dienstag, 6. September: Mont-St-Michel – Cancale – Saint Malo

ca. 130 km

Wir trafen uns mit der Reiseleiterin Magali, welche uns den ganzen Tag begleitete. Unser erstes Ziel war der sagenumwobene Mont-St-Michel. Von weitem schon erkennt man die Silhouette des berühmten Klosterberges mit der Abtei aus dem 11. Jahrhundert. Bei Hochflut umspült das Meer in einem fantastischen Naturschauspiel den ganzen Berg. Auf einem geführten Rundgang lernten wir eines der umfangreichsten, schwierigsten und kostspieligsten Bauprojekte des Mittelalters kennen. Romanik, Gotik und viele andere Einflüsse machen das Bauwerk zu einem schwer zu beschreibenden Ganzen, in dem sich die unterschiedlichsten Stile wiederfinden. Im Mittelalter galt dieses Bauwerk in schwindelerregender Höhe als ein wahres Wunderwerk Gottes. Noch heute ist der Mont-St-Michel für Gläubige ein wichtiges Pilgerziel. Nach der Besichtigung des Mont-St-Michel, ging es weiter nach Cancale. Hier besichtigten wir eine Austernfarm und konnten die frischen Austern auch gleich probieren.

Nach dem degustieren der Austern, ging es zum Mittagessen. Anschliessend Weiterfahrt nach Saint-Malo in die alte Korsaren Stadt, eine der schönsten französischen Hafenstädte am Ärmelkanal, die man am besten zu Fuss kennen lernen sollte. Die im 2. Weltkrieg praktisch vollkommen zerstörte Altstadt wurde nach alten Plänen originalgetreu wieder aufgebaut. Von der Stadtmauer bietet sich dem Besucher ein unvergesslicher Blick über die Stadt und den Golf von Saint-Malo. Auf der Rückfahrt nach Dinard fuhren wir wieder über den Staudamm «Barrage de la Rance». Es handelt sich dabei um ein Gezeitenkraftwerk, das von der einlaufenden Flut und der auslaufenden Ebbe angetrieben wird. Gegen Abend waren wir wieder in Dinard. Abendessen und Übernachtung im Hotel.

4. Tag | Mittwoch, 7. September: Betriebsbesichtigung in Gueltas

ca. 210 km

Fahrt nach Gueltas, wo Roland und Susanne Villiger-Siegenthaler zu Hause sind. 1‘000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt haben sich Roland und Susanne auf rund 130 Hektaren mit Milchkühen (Melkrobotern und neuen Ställen) sowie Ackerbau eine neue Zukunft aufgebaut. Wir besichtigten den Betrieb und lernten etwas über die Landwirtschaft in der Bretagne kennen. 

Im neuen Stall haben maximal 149 Kühe Platz, rund 90 Kühe/Tag sind zum Melken. Die Kühe werden mit 2 Lely Melkrobotern gemolken. Die Kühe werden im Liegebereich auf Kompost (Einstreu mit geschreddertem Holz) gehalten. Alle 6 Wochen wird 5 cm eingestreut. Einmal im Jahr wird ausgemistet und wieder mit 30 cm aufgefüllt. Die Milchquote beträgt 1,3 Mio. kg. Im Moment wollen Villigers die Zahl der Kühe nicht erhöhen, da sie ihr Produktionsrecht auch so erreichen. Arbeitskräfte: Roland und Susanne Villiger und 1 Angestellter mit 50 % Pensum.

Auf dem Betrieb der Familie Villiger konnten wir ein feines Mittagessen geniessen. Nach dem Essen machte Roland mit uns noch einen Rundgang über Flur und Feld. Nach diesem sehr interessanten Betriebsbesuch kehrten wir wieder nach Dinard ins Hotel zurück, wo uns schon bald das Nachtessen serviert wurde.

5. Tag | Donnerstag, 8. September: Villequier – Rouen

ca. 330 km

Nach dem Frühstück und der Zimmerabgabe verliessen wir die Bretagne und fuhren in die Normandie ins Dorf Villequier auf den Betrieb von Xavier Craquelin. Familie Craquelin betreibt seit vielen Generationen einen Hof oberhalb von Villequier im Département Seine-Maritime. Die Rinder weiden dort – und auf einem zweiten Areal beim Fluss, ganz in der Nähe des Alterssitzes von Senior Craquelin, der in dem Stadtpalais nach dem Tod seiner Frau einige Gästezimmer eingerichtet hat und vermietet. Doch wie sein Vater in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, tagtäglich mehrmals die Kühe zu melken, alles bei Danone abzuliefern, als Privatvermieter für Urlaubsgäste die sinkenden Einnahmen auffangen und nie Urlaub machen zu können – nein, so leben wollte Xavier nicht. Er wollte neben dem Hofbetrieb noch leben, reisen, Zeit für Freunde haben. Xavier zog es in die Stadt. Er studierte, ging nach Paris und arbeitete dort viele Jahre erfolgreich als Direktor einer Milchgenossenschaft.

Als die private Beziehung in die Brüche ging und seine Frau in Paris blieb, zog es Xavier zurück in die Heimat, in die Normandie. Sich neu finden dort, wo die Wurzeln lagen. Die Trennung bewältigen mit Arbeit, die erdet. Apfelanbau, Rinderzucht, Hofleben und kaum freie Minuten waren eine gute Kur, meint er rückblickend und blickt nachdenklich über den Zaun, wo einige Jungtiere unter alten Apfelbäumen weiden.

Als die Milchquoten immer tiefer fielen, entschieden sich Vater und Sohn, den Betrieb auf eine andere finanzielle Basis zu stellen: Cidre-Anbau und Rinderzucht. Diversifikation statt nur einem Standbein. Nicht mehr ein Grossabnehmer, kein Zwischenhändler, sondern Direktabsatz im engen Kontakt mit Partnern und Kunden. Der Betrieb hat 170 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und rund 150 Stück Vieh der Rasse Normande. Auf zehn Hektar Land dicht am Hof pflanzten sie 500 Apfelbäume. Nicht eine, sondern diverse Sorten, saure, herbe und süsse. Denn Cidre ist stets eine Cuvée, eine wohl ausgewogene Komposition. 70 Hektoliter Cidre stellt Xavier Craquelin jährlich her. Ein Drittel verfüttert er an die Tiere, ein Drittel füllt er in Flaschen ab. Das dritte Drittel brennt er zu Calvados, dem Apfelbrand der Normandie. Auch Essig stellen sie bereits aus Cidre her. Und selbst in den Senf wandert der Fruchtsaft. «Cidre ist ein untrennbarer Teil der Normandie, unserer Kultur und unseres Lebens» meint Xavier.

Wir trafen auf einen überaus engagierten Bauern mit viel Herzblut und überaus kreativen Ideen. Nach dem Mittagessen auf dem Hof von Xavier ging am Nachmittag die Reise weiter nach Rouen. Dort gab es eine geführte Stadtbesichtigung. Die historische Hauptstadt der Normandie, mit ihren hundert Kirchtürmen, den engen Gassen und schönen Fachwerkhäusern. Gegen Abend Zimmerbezug im Hotel Radisson Blu in Rouen. Gemeinsames Abendessen und Übernachtung.

6. Tag | Freitag, 9. September: Rouen – Gränichen

ca. 800 km

Nach dem Frühstück im Hotel hiess es wieder Koffer packen. Die Rückfahrt führte via Paris nach Auxerre, wo wir im Restaurant La Boucherie den Mittagshalt machten. Nach dem Mittagessen ging die Heimreise via Besançon und Mulhouse zurück zum Einsteigeort nach Gränichen auf die Liebegg weiter. Unterwegs legten wir noch eine kurze Kaffeepause ein.

Wieder gut auf der Liebegg angekommen verabschiedeten wir uns voneinander, vollgepackt mit vielen schönen Erinnerungen, Eindrücken, Erlebnissen und schönen und geselligen Stunden, die wir miteinander verbringen durften. 

Pius Schmid danken wir herzlich für die wiederum sehr gute Leitung und Organisation und das abwechslungsreiche und vielseitige Programm. Besten Dank auch an Rolf Brunner unserem Twerenbold-Reisebusfahrer für die einwandfreie, sichere und ausgezeichnete Fahrt.

Die Vereinsreise 2022 wird einmal mehr in sehr guter Erinnerung bleiben.

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