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Die zweite Generation: drei Brüder auf Achse

Die drei Brüder Walter, Hans und Josef Twerenbold waren von Kindsbeinen an im Familienbetrieb tätig und per 1. Januar 1937 übernahmen sie offiziell die Fuhrhalterei ihres Vaters. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gründeten sie die «Gebrüder Twerenbold Transporte», die sie später in eine Aktiengesellschaft umwandelten.

05. August 2021

Walter Twerenbold (1903 – 1992): Begeisterter Kavallerist und Autofahrer

Walter war der jüngste Sohn aus der ersten Ehe von Jakob Twerenbold. Er half nach der Schule zuhause, war gleichzeitig Fuhrmann, Landwirt, Chauffeur, Mechaniker, begeisterter Kavallerist und Autofahrer. Er wurde überall im Betrieb gebraucht. Pferde liebte er über alles, wie er im selbst verfassten Lebenslauf schreibt:

«Als ich drei Jahre alt war, übernahm der Vater die Liegenschaft Sonnenberg und legte den Baustein zum heutigen Transportgeschäft. Damals schon hatte ich grosse Freude an den Pferden und der Landwirtschaft. Bei den Fuhrleuten und Pferden war ich daheim, und hatte mein Vergnügen. Darum war es mein Wunsch, Bauer zu werden. Ich besuchte zwei landwirtschaftliche Kurse, die mir sehr zu gute kamen bei der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg. Die Vorsehung Gottes wollte es anders , als ich Pläne machte, Bruder Josef erkrankte und ich musste seine Arbeit übernehmen. Mit 19 Jahren machte ich die Lastwagenprüfung, nach drei Jahren die Carprüfung. Der Beruf wollte es, dass ich viel fort war, aber die Natur und der Bauernstand war immer meine Freude.»

Walter machte am 26. September 1922 in Brugg die Fahrprüfung für Autobusse und Lastautos bis 30 Personen. Er heiratete Agatha Grämiger aus dem Toggenburg, die er im Milchladen Rüttimann in Ennetbaden kennengelernt hatte. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Walter, Hedi, Otto, Marlies und Werner Twerenbold.

Hans Twerenbold (1899 – 1973): ein spätes Kind des 19. Jahrhunderts

Als eines der letzten Kinder des 19. Jh. wird Hans Twerenbold am 27.12.1899 geboren. Nach der obligatorischen Schulzeit in Baden absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei der Firma Ledergeber. Im Val de Travers in Fleurier trat er seine Stelle an. Das Interesse an der Bahn führte ihn später ins Büro des Bahnhofs Eigergletscher der Jungfraubahnen. 1923 kehrte er nach Ennetbaden zurück und übernahm die kaufmännische Leitung des Familienbetriebs. Er lebte zusammen mit seiner Frau Martha Keller in Ennetbaden im Neubau der Familie von 1930. 1968 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück, als die dritte Generation die Leitung des Betriebs übernahm, blieb aber weiterhin verantwortlich für die Camionnage. Jassen mit Kameraden, Reisen und Ausflüge waren seine grossen Hobbys im Ruhestand.

Josef Twerenbold (1897 – 1945): Der erste Carchauffeur der Firma

Der zweitälteste Sohn von Jakob und Marie Twerenbold war bereits in jungen Jahren in der Fuhrhalterei sowie der Landwirtschaft tätig. Und absolvierte die Kavallerie Rekrutenschule. Nach kurzen Lehr- und Wanderjahren, in denen er unter anderem bei einem Bauern in der Romandie arbeitete, kam er zurück nach Ennetbaden und wurde zum ersten Carchauffeur der Firma. Seiner Heirat mit der Tochter des Gemeindeammans Frei in Ehrendingen entsprangen zwei Söhne: Josef und Eugen. Sein Leben war ab 1925 gezeichnet durch die Krankheit Tuberkulose, die seine Tätigkeit in der elterlichen Firma stark einschränkte. Immer wieder absolvierte er Langzeitkuren in Davos, und ab 1940 war er ständig in einer Höhenklinik. Schliesslich verstarb er 1945 an der Krankheit. Sein Sohn Josef machte eine Lehre bei Saurer in Arbon und arbeitete anschliessend viele Jahre als Chauffeur im Familienbetrieb.

Der Wandel von der Kutsche zum Automobil

Die Twerenbold-Kutschen waren mittlerweile so gut wie reif fürs Museum: In der Einstellhalle standen nun Taxis Tür an Tür mit Lastwagen; die Begriffe Autotourismus und Gesellschaftswagen symbolisierten die neue moderne Zeit. Die Pferde nutzten die Brüder Walter, Hans und Josef Twerenbold zwar weiterhin für die Landwirtschaft, Warentransporte oder lokale Umzüge. Beim Personentransport aber blieben sie immer öfter im Stall. Dort mussten sie geduldig auf den speziellen Anlass warten – auf die lokale Hochzeitsgesellschaft etwa oder ein regionales Firmenjubiläum – bis auch sie wieder hübsch geschmückt durch die Badener Strassen schreiten konnten.

Der mechanische Fuhrpark konnte sich nun sehen lassen und wurde weiter ausgebaut, während der Platzbedarf inner- und ausserhalb des alten Bauernhauses am Sonnenberg in Ennetbaden beschränkt blieb. Auch aus diesem Grund liess Jakob Twerenbold dort 1930 einen grosszügigen Neubau errichten, der das Herzstück der nächsten zwei Twerenbold-Generationen bilden sollte. Die Gebrüder Twerenbold erhielten damit ein Wohnhaus für ihre Familien und eine zweckmässige Einstellhalle für die Fahrzeuge.

Wachstum in der Krise

Die 1930er Jahre waren auch für die Twerenbolds keine einfache Zeit. Wegen der Weltwirtschaftskrise, die mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 ihren Anfang genommen hatte herrschte massive Arbeitslosigkeit. Dank der positiven Entwicklung der Gesellschaftsreisen und des Taxigeschäfts konnten die Twerenbolds ihren Betrieb aufrechterhalten. Die Wirtschaftskrise und der später drohende kriegerische Konflikt standen aber einem eigentlichen Aufbruch im Wege. Fast alle volkswirtschaftlichen Sektoren waren davon betroffen, auch die damals noch als «Fremdenverkehr» bezeichnete Reisebranche.

«Ganz besonders wurden die Wirtschaftszweige in Mitleidenschaft gezogen, die uns vor allem beschäftigen: Die Transportanstalten, die Hotellerie, die klimatischen Kurorte und Badeplätze, Sanatorien, Erziehungsinstitute usw. sowie zahlreiche Gewerbe, die mit dem Reiseverkehr verbunden sind.»

Kurz vor dem Krieg

In den Vorkriegsjahren machten die Gebrüder Twerenbold ihren Umsatz vor allem mit dem Transport von Gütern. Der Personentransport spielte eine noch kleine Rolle. Insgesamt waren 90% der transportierten Waren entweder Möbel, Kies und Sand, Aushub oder Camionnage-Güter.

Möbeltransporte waren schon früh ein wichtiges Standbein von Twerenbold – und sind es auch heute. Damals betrafen die Umzüge grundsätzlich die ganze Schweiz sowie das grenznahe Ausland, spielten sich aber vor allem auf der Achse Basel – Zürich ab.

Die angeschafften Fahrzeuge blieben zwar mit Ausnahme des Packard-Taxis , das für grössere In- und Auslandfahrten zum Einsatz kam, meistens in der Region. Insgesamt war jedoch der Radius des Personentransports grösser als derjenige des Warentransports. Die Gesellschaftswagen respektive Cars fuhren Ziele in den Alpen, im Elsass, im Schwarzwald oder auch in Italien an. Bei gutem Winterwetter führte ein Skiexpress die Badener am Sonntag jeweils nach Oberiberg, Schwyz-Stoos und Engelberg. Im Sommer standen regelmässige Fahrten zum Wallfahrtsort Egg, Ausflüge über Furka-Grimsel oder den Klausenpass auf dem Programm. Auch diverse regionale Veranstaltungen waren eine Reise wert. Die damaligen Fahrzeuge verfügten zwar über weniger Sitzplätze als die modernen Cars (1 x 22 Plätze, 2 x 30 Plätze und 1 x 14 Plätze). Trotzdem summierten sich die verschiedenen Auftragsfahrten zu stattlichen Zahlen: 1936 transportierten Walter, Hans und Josef knapp 5’000 Personen, 1938 fast 6'500 Fahrgäste – die Taxikunden nicht eingerechnet. Die vier Cars wurden also stark beansprucht und absolvierten pro Fahrzeug um die 20'000 km pro Jahr oder 50 km pro Tag. Dazu wurden Cars in der Hauptsaison für grosse Gesellschaften tageweise hinzugemietet.

Kriegsjahre: Automobiles Vergnügen offiziell verboten

In der Kriegszeit fehlte es an allem, was für einen normalen Reisebetrieb nötig gewesen wäre. Neben chronischem Treibstoffmangel brach auch die internationale Rohgummiversorgung zusammen. Die wenigen verfügbaren Reifen brauchte man im militärischen und zivilen Nutzfahrzeugverkehr, die in der Kriegswirtschaft Vorrang hatten. Man war zur Flexibilität und Improvisation gezwungen. Ein Grossteil der Autos und Lastwagen war wegen Benzinmangels stillgelegt. Ab dem 1. Mai 1945 waren Vergnügungsfahrten gar gänzlich verboten.

Je länger der Krieg andauerte, desto prekärer war die Versorgung mit Fahrzeugen im allgemeinen. Auch im Hause Twerenbold suchte man nach Alternativen. Man fand diese auch, jedoch waren sie weit weniger wirksam als Benzin- oder Dieselmotoren. Holzgasgeneratoren setze man vor allem für  Lastwagen und Omnibusse ein, denn für Personenwagen waren sie zu schwer und voluminös. Ein neu entwickelter Holzkohlegasanhänger sollte Abhilfe schaffen, ausserdem stellte man auf Karbid um. Diese Notlösungen waren besser als gar keine Antriebsmöglichkeiten, hatten jedoch eine schlechte Energiebilanz  und galten als pannenanfällig und nicht gerade motorschonend.

Die kriegsbedingte Versorgungslage und das Vergnügungsfahrtenverbot wirkten sich klar negativ auf die Geschäftstätigkeit der Familie Twerenbold aus. Die «Tagesausflügler», ein wichtiges Kundensegment zu dieser Zeit, fielen praktisch weg. Hauptaufträge in der Kriegszeit waren Kies- und Sandfuhren, Holzfuhren aus dem Badener und Ennetbadener Wald, Transporte von Waren von und zum Bahnhof Badensowie die Bedienung der Badener Baugeschäfte. Ausserdem gewann der landwirtschaftliche Betrieb wieder an Bedeutung.

Nachholbedarf: neue Kunden und neue Destinationen

Am 8. Mai 1945 läuteten die Friedensglocken, der Zweite Weltkrieg fand in Europa sein langersehntes Ende. Es blieben die Versorgungsprobleme die Rationierung dauerte bei einzelnen Produkten bis 1948. Die Gebrüder Twerenbold erhielten nach und nach ihre requirierten Fahrzeuge zurück. Das bundesrätliche Verbot der Vergnügungsfahrten wurde im Oktober 1945 und die Benzinrationierung im  Frühjahr 1946 aufgehoben. Nach jahrelanger Reiseeinschränkung sehnte man sich nach Ausflügen und Reisen, es herrschte Nachholbedarf!

In den Jahren 1946 und 1947 fuhren die Twerenbold-Cars sechs Mal pro Woche über den Susten-, Furka- und Grimselpass. Auch die lange vermisste Nachfrage der Badener Kurgäste nach Ausflügen kam nach und nach wieder auf. Beliebte Destinationen waren u.a. der Hallwilersee, die Schlösser Habsburg, Wildegg und Lenzburg oder der Rheinfall.

Mit der wieder erlangten Freiheit nahmen auch die Umsätze wieder zu. Der Ertrag mit den Carfahrten nach dem Krieg erhöhte sich von wenigen Tausend Franken auf rund 125'000 Franken. Das starke Wachstum verlangte nach neuen Organisationsformen und geeigneter Trägerschaft der Firma. In den 1950er-Jahren gründeten die Gebrüder Twerenbold die Twerenbold Transporte AG. Der Gründungstag 11. Dezember 1954 ist der eigentliche Höhepunkt der zweiten Generation rund um Hans und Walter Twerenbold.

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