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Ein Interview mit dem frischgebackenen

Weltmeister Joris Ryf

Schon in seiner Kindheit verbrachte Joris jede freie Minute auf seinem Mountainbike und wurde im Alter von 14 Jahren so richtig vom Mountainbike-Virus gepackt. Seit der Saison 2023 fährt der gebürtige Schweizer für das internationale Team SPECIALIZED Factory Racing Rennen mit und ohne Motor.

14. August 2023

Wir freuen uns mit Joris Ryf ab dieser Saison zusammzuarbeiten. Er steht uns mit seiner wertvollen Erfahrung, neuen Ideen und Produktinnovationen im Bereich E-Mountainbike Reisen zur Seite. Lernen Sie den jungen Profi im folgenden Interview noch besser kennen.

Gratulation! Wie fühlt es sich als frisch gebackener Weltmeister der E-MTB an?

Es fühlt sich einfach unglaublich an und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich es noch nicht ganz realisiert habe. 

Was waren deine ersten Gedanken, als du durch die Ziellinie gesaust bist?

Bei der Zieleinfahrt blieb noch kein Platz für Gedanken. Der Körper funktionierte einfach, aber ich verspürte eine grosse Erleichterung und viel Freude. Erst auf dem Podest realisierte ich zum ersten Mal, dass ich soeben Weltmeister wurde.

Hast du dich speziell aufs Rennen vorbereitet?

Ja, im letzten Monat vor dem Rennen absolvierte ich 90 % meiner Trainings auf dem eMTB. Zusammen mit meinem Team habe ich die Stecke in Glasgow genau analysiert und passende Intervalle zum Streckenprofil gemacht. 

Erstmals wurde die Radsport-WM als ganzheitlicher Event der UCI organisiert – wie hast du dies erlebt?

Genau, in diesem Jahr fand zum ersten Mal in Glasgow eine Weltmeisterschaft mit fast allen Radsportdisziplinen statt. Bei einem solchen Grossanlass Weltmeister zu werden, macht alles noch viel spezieller. Auch die Medienaufmerksamkeit war viel grösser. Deshalb wurde unser Rennen erstmals live im TV übertragen. 

Hattest du Zeit, auch andere Velo-Events zu besuchen und dich mit CH-Profis von anderen Velo-Sportarten auszutauschen?

Da ich auch noch Cross-Country (XCO) fahre, habe ich sehr viel Kontakt zu den anderen Schweizer Mountainbiker. Deshalb war ich natürlich am Tag nach meinem Rennen als Fan bei den Junior*innen-Rennen und Short Track-Rennen der Elite am Streckenrand und habe mitgefiebert. Denn viele der Athlet*innen waren auch bei meinem Rennen am Streckenrand dabei. 

Wie sagt man so schön, nach der WM ist vor der WM: Wie sieht dein Programm in den nächsten Monaten aus?

Bisher hatten wir nur drei E-MTB World Cup's und in den nächsten Wochen wird es mit dem Weltcup in Spa (BEL), Bielstein (GER), Charade (FRA), Girona & Barcelona (ESP) weitergehen. Als Saisonabschluss werde ich mit meinem XCO-Teammanager von Specialized Factory Racing noch das Wines2Whales Etappenrennen in Südafrika fahren. 

Wie bist du zu deinem Beruf als Mountainbike-Profi gekommen?

Ich fahre schon relativ lange Mountainbike-Rennen und habe vor sechs Jahren das Gymnasium beendet, als ich in der U23-Kategorie an der Weltspitze gefahren bin. Damals gab es für mich nur die Option, wie meine Vorbilder, auch Mountainbike-Profi zu werden. So habe ich begonnen, nach  dem Gymnasium ein Umfeld mit privaten Sponsoren und Suppliern aufzubauen, um mir so den Traum vom Mountainbike-Profi zu ermöglichen. Dank der zusätzlich gewonnenen Zeit für Training und Erholung, konnte ich mich auch resultatmässig nochmals steigern und mein Training professionalisieren.

Nebst dem aktuellen Weltmeister-Titel – worauf bist du besonders stolz in deiner bisherigen Karriere?

Da gibt es einige Punkte, aber besonders stolz bin ich, dass ich es geschafft habe, mein Hobby zum Beruf zu machen und so täglich Leute, vom für mich  so faszinierenden Mountainbike-Sport, zu begeistern. Resultatmässig würde ich meinen Vize-Europameisterschaftstitel im Team-Relay, den E-Mountainbike Weltcupsieg in Frankreich und den 2. Rang im E-Mountainbike Gesamtweltcup herausstreichen.

Du fährst im Weltcup sowohl Cross-Country als auch E-Mountainbike – ist dies nicht eine riesige Doppelbelastung?

Die zusätzlichen Rennen sind für mich kein grosses Problem, aber die zusätzlichen Reisetage sind sehr belastend und brauchen viel Energie. Schon nur der Cross-Country-Weltcup beinhaltet in dieser Saison 9 Renndestinationen in ganz Europa, Nordamerika und sogar in Brasilien. Zusätzlich kommen dort  noch die Reisen an den E-Mountainbike-Weltcup in Italien, Frankreich, Spanien und Belgien dazu. In dieser Saison musste ich auch bei einigen Wettkämpfen Prioritäten setzen und mich gar dafür entscheiden, auch mal ein Rennen auszulassen.

«Mountainbiken ist für mich nicht nur ein Sport – sondern auch eine Lebensweise.»

Aber jetzt einmal Hand aufs Herz, warum fährt eine so sportliche Person mit Unterstützung?

Diese Frage höre ich sehr oft. 😃 Klar gibt es die Möglichkeit, mit einem E-Mountainbike sehr gemütlich zu fahren und die Hilfe der Motorenunterstützung für grössere und längere Touren zu nutzen oder die Leistungsunterschiede in einer Gruppe auszugleichen. Bei mir geht es im E-Racing-Bereich vor allem darum, mit der zusätzlichen Unterstützung des Motors technischere und steilere Anstiege zu fahren. Mich reizt genau diese Herausforderung, Sektionen bergauf zu fahren, die man normalerweise nur als Downhill fahren kann. Das ist einfach ein unglaubliches Gefühl, auch den Flow in einem Anstieg zu fühlen.

Verfälscht der Motor nicht die Grundsätze des Spitzensports?

Nein, das finde ich gar nicht. Am Ende gewinnt immer noch der Fahrer, der am schnellsten Fahrrad fährt und das Bike am besten im Griff hat. Im Verhältnis zu den normalen Cross-Country-Rennen muss der E-Mountainbike-Fahrer noch viel kompletter sein, denn die Rennen werden sehr oft auch in den  Downhills entschieden. Es kommt auch noch eine zusätzliche Komponente hinzu und das ist unsere enge Zusammenarbeit mit den Motorenherstellern. Auch dort gibt es viel Potential und es wird immer versucht, innerhalb der vorgegebenen Regeln, das Maximum aus dem E-Mountainbike herauszuholen. Die Vorgaben lauten: Maximale Motorenunterstützung bis 25 km/h und 250 W.

Trainierst du sehr stark unterschiedlich für die zwei Disziplinen?

Was meine physische Vorbereitung angeht, ist meine Vorbereitung identisch. Der einzige Unterschied ist, dass ich mehr Zeit auf meinem E-Mountainbike verbringe und damit viel Techniktraining mache. Dieses Techniktraining bringt mir aber auch für die Cross-Country-Rennen sehr viel, um auch dort den hohen Anforderungen der immer schwierigeren Strecken gerecht zu werden.

Es gibt immer noch Zweifler – warum findest du, sollte jeder einmal ein E-Mountainbike ausprobieren?

Ich würde dort gerne eine Gegenfrage stellen. Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, an einem steilen Anstieg auf einem Trail im Flow zu sein und danach erst noch eine atemberaubende Aussicht geniessen zu dürfen? Lautet die Antwort «Nein», müssen Sie unbedingt einmal ein E-Mountainbike ausprobieren. Und schon nur das Strahlen, welches uns eine E-Mountainbike-Fahrt ins Gesicht zaubern kann, sollte Grund genug sein, auch einmal ein E-Mountainbike auszuprobieren.

Und zuletzt verrate uns doch noch deinen persönlichen Lieblings-Trail hier in der Schweiz.

Ich kann keinen spezifischen Trail auswählen, aber als Lieblings-Destination würde ich hier Gstaad im Berner Oberland nennen. Die Landschaft ist  atemberaubend schön und die Region bietet gemütliche Genusstouren rund um den Lauenensee für Beginner, aber auch technische Herausforderungen für Könner.

Rennkalender 2023 UCI E-MTB World Cup:
 

  • Monaco Alpes-Maritimes, Monaco, 20. – 21.05.
  • Bologna Montana, Italien, 10.06. – 11.06.
  • Spa-Fancorchamps, Belgien, 29.08. – 30.08.
  • Costa Brava, Spanien, 22.09. – 23.09.
  • Charade, Frankreich, 30.09. – 01.10.
  • Barcelona, Spanien, 21.10.

Alle Infos gibts hier!

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