Pius Disler
Ein Gespräch mit
Pius Disler ist Mountainbiker der ersten Stunde. Jahrelang prägte er die Sportausbildung an der ETH Zürich. Jetzt, ein Jahr nach seiner Pension, hat er als bei uns Reiseleiter und Ausbildner eine neue Passion entdeckt. Wir durften dem Outdoorenthusiasten im Swiss Bike Park Oberried begegnen.
Angefangen hat sein beruflicher Werdegang 1980 als Gymnasiallehrer für Sport und Geographie in Sursee. Parallel dazu war der gebürtige Luzerner jahrelang verantwortlich für die Didaktik in der Sportausbildung an der ETH Zürich. Dazu hat er die Sportpraxis für alle Outdoorsportarten geleitet. Ab dem Jahr 2003 folgte ein schrittweiser Wechsel an die PH Luzern mit dem Ziel, dort eine Sportlehrerausbildung mitaufzubauen. Ständiger Begleiter sind für Pius diverse Actionsportarten. Ob auf dem Bike, beim Freeriden oder Klettern, wichtig ist vor allem die frische Brise im Gesicht.
Du bist ein ziemlicher Outdoormensch, wie hat es dich in den Bann der Mountainbikewelt gezogen?
Das war vor etwa 40 Jahren. In den 80er Jahren haben wir in Maui, Hawaii sogenannte Hard-Hard Bikes gemietet, da war Federung noch ein Fremdwort. Auf dem Vulkan Haleakalā habe ich meine ersten Erfahrungen auf dem Bike gemacht. Mich hat das gepackt und 1990 habe ich dann an der ETH die Bikeausbildung aufgebaut. Ich bin daher also tatsächlich einer der ersten Stunde.
Dein Weg führte als Guide-Ausbildner zu der Reiseagentur Twerenbold, wie kam das?
Per Zufall. Ich habe mich letztes Jahr in die 30-jährigen Ferien verabschiedet, aber das war wohl nichts [lacht]. Mit Twerenbold bin ich bin auf eine Firma gestossen, welche diese Sache der E-Bikereisen sehr ernst nimmt und wo Geld in Qualität investiert wird. Bis ein Guide mit den Gästen unterwegs ist, gibt es eine riesige Vorgeschichte. Nach einem Vorspotting machen die Guides eine Rekognoszierungswoche, bei der jeder Meter abgefahren wird, der dann zu einer Tour gehört. Erst dann kommt die Destination als Ferienort für Gäste in Frage. Mich hat fasziniert, dass diese Vorinvestitionen in Sicherheit und Qualität getätigt werden.
Die Ausbildung der Guides, welche auf den Reisen dabei sind, läuft intern ab. Wie muss man sich das vorstellen?
Jedes Jahr gibt es zwei Zusammenzüge der Guides. In 2-3 Ausbildungstagen ist das Ziel, alle auf ein gutes methodisch didaktisches Niveau zu bringen. Den Gästen soll etwas mitgegeben werden, sie sollen gut geguidet werden und auch technisch ein kleines Brush-Up erhalten. Es wird angeschaut, wie man von der technischen Seite mit den Gästen arbeitet, wie Gruppendynamiken aufgenommen werden und was es sonst für Aufgaben als Guide zu beachten gibt. Unser 18-köpfiges Team ist inzwischen ziemlich eingespielt.
Welche Sicherheitsaspekte vermittelt ihr?
Wir fangen jeweils bei der Aufgabenstellung an. Was können die Gäste fahren, wo ist das Limit? Welche technische Kompetenz können wir erwarten? Wir fragen uns, was der Gruppe zugemutet werden kann und wo eine Stelle genauer angeschaut werden muss. Dort wird gestoppt, analysiert und sich gegenseitig geholfen. Helfen können auch Videoaufnahmen als Feedback.
Weiterer Punkt ist das Bike. Vom Sitz über die Bremsen bis zum Lenker schauen wir, dass bei den Gästen alles so eingestellt wird, wie es sein soll. Am ersten Reisetag gibt es jeweils einen Bikecheck.
Vor der Abfahrt gibt es jeden Morgen ein Einfahren, bei welchem die Themen vorausgenommen werden, welche an dem Tag irgendwo auf den Trails Thema werden können. Meistens hat es 2-3 Stellen, welche wir auf dem Parkplatz simulieren. Kommt die Gruppe an die Stelle, sind die Gäste bereits vorbereitet.
Bist du persönlich immer mit Strom unterwegs?
Nein, wenn ich selbst Bike, dann findet man mich mit dem Bio-Bike. Ich bin jetzt wegen Twerenbold aufs E-Bike umgestiegen. Da ich bei Scott unter Vertrag bin, fahre ich ein Light Assist Bike, das Lumen SL. So kann ich beim Guiden noch etwas mehr Muskelkraft investieren und schätze das leichte Bike mit etwas weniger Watt. Mit dem Bio-Bike hätte ich mit den Gästen keine Chance, das haben schon einige von uns versucht, bisher waren alle erfolglos [lacht].
Welches ist dein Reisehighlight?
Da muss ich nicht lange überlegen, ganz klar Lubéron. Die Region hat ein riesiges Potential. Wir sind noch etwas früh dran, aber in der Bikeszene hat sie inzwischen einen sehr guten Namen. Es ist aber auch die technisch anspruchsvollste Region, welche wir im Moment anbieten.
Text: Nico Renggli von BORN MTB Magazin / Fotobeiträge: Marc Weiler
22.05.2023
Original-Beitrag BORN MTB Magazin