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Rückführung aus Marokko

Ein Reisebericht der besonderen Art von unserem Reisechauffeur, Thomas Rothschild
(Bilder von Rico Pedretti)

Unser Reisechauffeur, Thomas Rothschild, war mit unserer Reisegruppe in Marokko unterwegs als wir am ominösen 12.03.2020 von der Nachricht überrascht wurden, dass der Fährbetrieb zwischen Marokko und Spanien per sofort eingestellt werde. Wie er und die Reisegäste die abenteuerliche Rückreise in die Schweiz erlebt haben, schildert er in seinem etwas anderen Reisebericht in Zeiten von Corona.

20. April 2020

Alles fing wie geplant an. Am Donnerstag, den 05.03.2020 holte ich 25 gut gelaunte, erlebnishungrige Fahrgäste am Flughafen in Malaga ab und wir machten uns auf den Weg nach Tarifa zur Fährüberfahrt nach Tanger. Auch die folgenden Tage in Marokko liefen gemäss der Programmausschreibung.

Dann kam der ominöse 12.03.!!!! Der Tag lief wieder programmgemäss und wir checkten am Abend in unserem Vertragshotel in Rabat ein. Schon während des Nachtessens erhielten wir die schlechte Neuigkeit, dass alle Fährverbindungen zwischen Marokko und Spanien eingestellt wurden. Dieses wurde auch nach einer telefonischen Rückfrage bei der Polizei in Tanger bestätigt.

Also kontaktierte ich am Abend noch, über die Notrufnummer der Produktion, die Firma Twerenbold. Dem Büro-Pikettdienst in Rütihof fiel sinnbildlich förmlich «der Kitt aus der Brille». Von dem Zeitpunkt an, glühten die Telefonleitungen zwischen der Schweiz und Marokko.

Wir erhielten die Anweisung, so lange am nächsten Morgen im Hotel zu verbleiben, bis wir eine Info vom Büro bekommen würden. Nach dem Frühstück im Hotel, was aufgrund der vorhandenen Zeit etwas ausgiebiger genossen wurde, verkürzten wir die Wartezeit mit einem zusätzlichen Apero.

Gegen 10.45 Uhr kam der ersehnte Anruf aus der Schweiz. Wir sollen zurück nach Marrakesch fahren (ca. 400 km) und dort in das uns schon bekannte Hotel einchecken. Man habe für den nächsten Tag einen Flug für die Gruppe von Marrakesch nach Zürich buchen können.

Nachdem das Gepäck verladen war, machten wir uns gegen 11.15 Uhr auf den Weg.

Ca. 40 km vor Marrakesch erreichte mich ein weiterer Anruf vom Büro, in dem man mir mitteilte, dass der morgige Flug Marrakesch–Zürich annulliert sei. Wir sollten zurück nach Rabat, dort übernachten und man würde sich um einen Flug von Casablanca aus bemühen. Diese Bemühungen waren erfolgreich (naja teilweise). Man konnte die Gruppe für einen Flug von Casablanca nach Frankfurt am Main umbuchen. Von dort würde die Gruppe dann weiter mit einem Twerenbold-Car in die Schweiz transferiert werden. Also hiess es, ca. 360 km wieder auf dem gleichen Weg zurück nach Rabat.

Im Hotel angekommen stellten wir fest, dass eine deutsche Reisegruppe das gleiche Schicksal ereilt hatte. Wie sagt man so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten morgen brachte ich die Gruppe zum Flughafen Casablanca und mir fiel ein Stein vom Herzen als ich feststellte, dass der Check-In-Schalter geöffnet war und man mir versicherte, dass der Flug stattfinden würde. Nun war ich mir sicher, dass die Gruppe gut nach Hause kommen würde.

Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte.

Ich sollte dann, nachdem ich die Gruppe abgesetzt hatte, leer zurück nach Marrakesch fahren, denn es war für mich ein Flug am 17.03. von Marrakesch nach Düsseldorf gebucht. Kurz bevor ich losfahren wollte, erhielt ich wiederum einen Anruf vom Büro, was zu diesem Zeitpunkt nichts Gutes bedeuten konnte.

Die Info: mein Flug wurde ebenfalls annulliert. Da keine Firma in Casablanca sich bereit erklärte, auf unbestimmte Zeit meinen Bus unterzustellen, fand man letztendlich eine Firma in Marrakesch. Also, wieder 400 km nach Marrakesch (die Strecke kannte ich ja mittlerweile).

Unterwegs dorthin rief mich die Verantwortliche aus dem Büro an und teilte mir folgende Idee mit: man hätte die Möglichkeit, mich, zusammen mit einer weiteren Twerenbold-Gruppe, die die gleiche Reise gerade begonnen hatte und zur Zeit in Fes war für den Flug Casablanca-Basel am nächsten Tag einzubuchen. Die Gruppe hatte die Reise in Fes abgebrochen und war auf dem Weg nach Casablanca. Für den Fall meiner Zustimmung sollte ich in Marrakesch, bei der Firma die unseren Bus einlagerte, auf einen örtlichen Reiseleiter warten, dessen Reise dort endete und der mich mit seinem Privat-PW zurück nach Casablanca nehmen sollte.

Ich wartete ca. 1 Stunde.

Dieses Mal rief mich unsere örtliche Agentur an (frei nach dem Motto: nenne mich Hiob, ich bringe dir eine Botschaft). Der Rückflug der Gruppe des örtlichen Reiseleiters wurde ebenfalls annulliert und er würde nicht kommen, da er bei seiner Gruppe bleiben muss. Man wolle jedoch mit dem örtlichen Busunternehmer sprechen, ob man mich nach Casablanca fahren könne. Nach einer weiteren dreiviertelstündigen Wartezeit wurde ich dann von einem Mitarbeiter des Unternehmens mit einem eigenen Kleinbus nach Casablanca zurückgefahren.

Ich kann versichern, dass es nicht zutrifft, dass eine Strecke kürzer wird, je öfter man sie fährt.

Gegen 22.30 Uhr traf ich dann, im Hotel in Casablanca, auf die Parallelgruppe und meinen Kollegen Rico.

Ende gut –- alles gut?????
Nein, nein, nein

Rico erhielt am gleichen Abend einen Anruf vom Büro, dass der morgige Flug nicht mehr angezeigt wird, er aber offiziell noch nicht annulliert wurde. Er sollte um 09.00 Uhr starten und wir erfuhren aus dem Internet, dass der Check-In 3 Stunden vor Abflug öffnete.

Das hiess nun für uns: um 06.00 Uhr am Flughafen sein! Im Klartext hiess das: wecken der Gruppe um 04.00 Uhr. Kurzes Frühstück. Gepäckverladung. Abfahrt vom Hotel um 04.45 Uhr. Eintreffen am Flughafen 05.30 Uhr.

So wurde es auch gemacht. Nach Eintreffen beim Flughafen beliessen wir die Gruppe erst einmal im Car und ich begab mich auf den Weg in die Abflughalle. Man kann sich sicherlich meine Freude vorstellen, als ich sah, dass der Check-In geöffnet war und mir auf Nachfrage bestätigt wurde, dass der Flug planmässig starten wird. Gegen 12:30 Uhr landete die Gruppe schliesslich wohlbehalten in Basel und allen Beteiligten fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Gruppe von Rico und natürlich auch bei meiner Gruppe bedanken. Beide Gruppen haben dieses organisatorische Hin und Her, was aber absolut nicht zu vermeiden war, mit einer unfassbaren Ruhe und grossem Verständnis mitgetragen und somit aktiv zu einer erfolgreichen Rückholaktion beigetragen.

Desweiteren gilt man ganz besonderer Dank jedem im Büro involvierten Mitarbeiter. Ich möchte nicht wissen, wieviele graue Haare ihr in der Zeit bekommen habt.

Ihr habt einen Super-Job gemacht. Vielen, vielen Dank dafür.

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