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Testbericht:

Nordspanien mit Portugal

Nordspanien ist für mich ein völlig unbekanntes Terrain, deshalb bin ich besonders gespannt auf die bevorstehende Rundreise ab Madrid Richtung Norden durch Kastilien und dann ins westliche Galicien nach Portugal. Vorsichtshalber verfolgte ich den Wetterbericht ganz genau; denn in der Schweiz herrscht garstiges Aprilwetter und man kann sich fast nicht vorstellen, dass es irgendwo anders sein könnte.

19. September 2023

1. Tag | Donnerstag, 13. April: Zürich – Madrid

Die Reise beginnt für mich kurz nach 5 Uhr mit der Bahn zum Flughafen Zürich, denn spätestens um 6 Uhr sollte man sich auf dort einfinden. Obwohl ich bereits am Vortag eingecheckt habe, muss ich mich mit dem Gepäck beim Check-in-Schalter anstellen und ich schaue immer wieder besorgt auf die Uhr, denn auch die Sicherheitskontrollen werden viel Zeit beanspruchen. Das Boarding hat bereits begonnen, als ich etwas ausser Atem beim Gate ankomme. Also lieber etwas früher am Flughafen sein. Der Flug verläuft problemlos und um 10 Uhr landen wir in Madrid. Ein strahlend blauer Himmel heisst uns willkommen.

Der Marsch zum Treffpunkt der Twerenboldgruppe zieht sich in die Länge, denn der Flughafen Adolfo Suarez Madrid-Baraja ist riesig. Stadtführerin Isabelle und Twerenbold-Chauffeur Rico müssen sich gedulden bis die ganze Schar zusammen ist und die Fahrt ins Stadtzentrum losgehen kann. Die kunstbegeisterte Stadtführerin weist uns auf jegliche Bauten und geschichtsträchtige Statuen hin. Die aktuellen wirtschaftlichen Informationen die sie uns zusätzlich gibt, runden ihre Führung perfekt ab. Die Stierkampfarena, der Königspalast und die vielen Springbrunnen sind nur wenige der unzähligen Monumente in Spaniens pulsierender Hauptstadt. Während der Fahrt fallen uns die vielen Grünflächen und Baumalleen auf. Beim Spaziergang durch die Altstadt möchten wir aber vor allem eines wissen: wo gibt es etwas zu speisen? Seit dem frühen Morgen haben wir nichts mehr gegessen. Deshalb zeigt Isabella uns erst einmal die Markthalle San Miguel unweit der Plaza Mayor, wo man sich schnell mit typischen Spezialitäten eindecken kann. Das Angebot ist eine Augenweide und man ist hin- und hergerissen, was man sich gönnen soll. Die fantastische Auswahl an Tapas hat es mir angetan. Nach dieser kurzen Stärkung sind wir wieder motiviert und aufmerksame Zuhörer. Gemütlich schlendern wir mit Isabella auf der Calle de Toledo zu unserem Hotel. Rico, unser Chauffeur, hat in der Zwischenzeit den Bus geholt und vor dem Hotel geparkt, um die Koffer auszuladen. Wir beziehen unsere Zimmer; die einen gönnen sich eine kleine Siesta, die anderen besuchen die nahen Museen oder flanieren unbekümmert in den nahen Gassen, um die wärmende Sonne zu geniessen. Vor dem Nachtessen im Hotel sind wir zum Welcome-Apéro eingeladen und wir stossen auf unsere gemeinsame Reise an. Das Buffet mit einheimischen Leckereien hält für jeden etwas bereit, aber schon bald verlassen uns die ersten Gäste, um die wohlverdiente Nachtruhe zu geniessen.

2. Tag | Freitag, 14. April: Madrid – Aranda de Duero – Burgos

Die Abfahrt Richtung Norden nach Burgos, der Hauptstadt der gleichnamigen Region im Gebiet Kastilien, ist erst um 10 Uhr. Wir können also ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken und packen. Während den nächsten Tagen wird uns täglich ein anderes Hotel beherbergen. Rico gibt uns während der Fahrt einen Sprachkurs in Spanisch, damit wir wenigstens ein Glas Wein, ein Bier oder einen Kaffee fehlerfrei bestellen können. Um die Mittagszeit machen wir einen ersten Halt nahe der Autobahn und bestellen somit selbstbewusst unseren Cortado oder Café solo. Wiederum eine Stunde später treffen wir in Aranda de Duero ein. Das ruhige malerische Städtchen am gleichnamigen Fluss Duero bezaubert durch schlichte Gässchen rund um die grandiose Kathedrale im Zentrum der Altstadt. Aus den Nestern auf der Dachspitze des Gotteshauses flattern plötzlich Störche und sorgen für Erheiterung. In einem der wenigen Restaurants, die bereits geöffnet haben, speisen wir göttlich und vergessen dabei fast die Zeit. Schnellen Schrittes erreichen wir aber doch noch pünktlich den Bus und so kann die Reise weitergehen. Am frühen Abend treffen wir im Hotel in Burgos ein. Ich stelle das Gepäck ins Zimmer und mache mich umgehend auf Entdeckungsreise, denn das Wetter ist wechselhaft und im Moment scheint die Sonne. Die zentrale Lage des Hotels ermöglicht es uns, schnell zu den bekannten Sehenswürdigkeiten zu gelangen: die gotische Kathedrale von Burgos mit ihren spektakulären Türmen und das Castillo de Burgos hoch über der Stadt. Nebst vielen Bauten aus dem Mittelalter trifft man immer wieder auf moderne Konstruktionen und Installationen. Wie vermutet ziehen schwarze Wolken auf und gerade rechtzeitig erreiche ich das Hotel. Wie in Spanien üblich, gibt es Nachtessen frühstens um 20 Uhr, also verlege ich die Schreibstunden auf den frühen Abend und ich merke bald einmal, wie praktisch das ist: ich kann viel entspannter ein «Coppa vino tinto» zum Essen bestellen.

3. Tag | Samstag, 15. April: Burgos – Santander

Nach dem Frühstück verstauen wir unser Gepäck wieder im Bus und fahren eine kurze Strecke Richtung historischem Quartier. Dort bringt uns Mark während einer 2 ½-stündigen Stadtführung die Geschichte Burgos näher. Vor allem der riesigen Kathedrale, im gotischen Stil erbaut, widmet er viel Zeit. Eindrücklich was es über diese Fresken, Statuen, Orgel und bis zu den geschnitzten Bänken alles zu berichten gibt. In der Kathedrale darf nicht geheizt werden, damit die Materialien im Innern nicht beschädigt werden. Wäre es daher nicht so kühl, könnte man noch lange zuhören. Ich bin froh, endlich wieder nach draussen zu kommen, wo es zwar nur wenige Grade wärmer ist. Individuell gestaltet man die Kaffeepause. Hier in Spanien ist alles etwas verschoben; um 12 Uhr gibt es noch kein Mittagessen. Vergeblich suchen wir eine geöffnete Tapas-Bar, finden dann aber zumindest eine leckere Bäckerei und bestellen dazu einen Café solo oder Cortado. Aufgewärmt geht unsere Reise weiter Richtung Norden. Knapp 200 km fahren wir an die Bucht von Biskaya. Santander, Region Kantabrien, ist eine am Hang «klebende» Stadt mit rund 170 000 Einwohnern. Beim Hafen steigt unser neuer Begleiter zu uns in den Bus. Daniel zeigt uns dann zu Fuss, mit viel Charme und Humor, den Badeort mit den zahlreichen Stränden. Tatsächlich gibt es diese in jeder Himmelsrichtung. Begeistert zeigt er uns das Centro Botin, ein Museum für moderne Kunst. Zur Plattform gelangt man mit einem grossen Aussenlift, der für Erheiterung sorgt: Sì, sì, .... tönt es aus dem Lautsprecher – immer in höherer Stimmlage bis man zuoberst angelangt – nach unten geht es dann mit no, no, ... mit immer tieferer Stimme. Von oben ist die Aussicht herrlich: sei es zum rauschenden Meer oder mit Blick auf die Stadt. Mit dem Bus fahren wir ein Stück weiter westlich, wo wir uns an einem sensationellen Aussichtspunkt über der Küste die Beine vertreten und natürlich Fotos machen. Trotz kaltem Wind zieht es uns Richtung Meer, das tief unter uns hohe Wellen schlägt.

Nach dieser abwechslungsreichen Einführung kommen wir zu unserem Hotel, wunderbar gelegen am Meer. Also nichts wie los, Gepäck ins Zimmer und sofort zum Strand. Natürlich gut eingepackt – eine wärmere Jacke hätte definitiv in mein Gepäck gehört – marschiere ich dem tosenden Wasser entlang und bekomme bald Gesellschaft von meinen Mitreisenden. Gemeinsam fahren wir dem öffentlichen Bus in wenigen Minuten ins Stadtzentrum. Mit Vermouth und frittierten Calamares beginnen wir unseren Abend. Wir sind froh, dass wir bereits um 20.30 Uhr irgendwo etwas zu Essen bekommen. Jung und alt flanieren schwatzend und lachend durch die Gassen, nach dem Motto: sehen und gesehen werden.

Lange suchen wir ein Restaurant, das für uns fünf Frauen das «Richtige» ist. Am Schluss landen wir in einem, das zwar eher wie ein Schnellimbiss aussieht, aber die angepriesenen Speisen scheinen uns perfekt. Und so ist es dann auch. Wir sind überrascht, welch tolle Spezialitäten uns serviert werden; Meeresfrüchte, Fleischspiesse, Gemüseplatten und sensationelle Croquetten. So schliessen wir den Abend zufrieden mit einem kleinen Spaziergang zur Busstation ab. Im Hotel ist es ruhig – denn um 23 Uhr sind die Spanier noch nicht wieder zuhause.

4. Tag | Sonntag, 16. April: Santander – Höhlenmalereien Altamira­­ – Oviedo

Der Ausflug beginnt mit einer «Morgen-Predigt» von Chauffeur Rico. Die witzigen Anekdoten gehören bereits dazu und sorgen für einen stimmungsvollen Start in den Tag. Unweit von Santander besuchen wir heute die Höhlenmalereien von Altamira, sie sind Teil des Unesco-Welterbes. Die Originalhöhle ist für Touristen abgesperrt. Eine unglaublich perfekte Nachbildung gibt uns aber Einblick in die Steinzeit. Ein 1500 m2 grosser Bereich wurde ab 1998 original nachgebaut und mit Erklärungstafeln versehen. Im modernen Besucherzentrum gibt es weitere Literatur und Bilder. Wir sind tief beeindruckt. In Santillana del Mar, das nur wenige Minuten entfernt ist, erkunden wir auf eigene Faust das schmucke Städtchen mit typisch spanischen Steinhäusern. Es gibt tatsächlich auch Restaurants, die bereits um 13 Uhr geöffnet sind. Romantische Gärten laden zum Speisen und Verweilen ein. Azurblauer Himmel, angenehme Temperaturen, ein knackiger Salat begleitet von einem Coppa Vino rossato – das Leben meint es gut mit uns. Ein weiteres Highlight erwartet uns in Comillas auf dem Weg nach Oviedo, wo wir übernachten werden: die Villa Quijano (El Capricho de Gaudi) der erste Bau des berühmten Architekten/Künstlers Antoni Gaudì. Auffallend sind die Sonnenblumenkacheln, die die Fassaden zieren und auch der runde Turm, der dem ganzen einen arabischen Touch verleiht. Aber auch im Innern gibt es viel zu entdecken. Auf dem Rückweg zum Bus geniessen meine Reisekollegin und ich noch ein gigantisches Glacé – ein Helado – und weiter geht es der Costa de Cantabria entlang, welch traumhafte Fahrt. Die Küste zeigt sich von der schönsten Seite und Rico überrascht uns mit häufigen Fotostopps, die wir nur allzu gerne nutzen. Sandstrände rechterhand, grüne Wiesen und Weiden sowie schneebedeckte Berge linkerhand – genial. Es überrascht mich nicht, als ich erfahre, dass diese fruchtbare Gegend auch die Milchstube Spaniens genannt wird. Da wir noch eine über zweistündige Fahrt vor uns haben, geht es bald einmal auf die Autobahn und es ist Zeit, etwas zu dösen – eine Siesta zu machen. Rico bringt uns zuverlässig zum Hotel im Stadtzentrum von Oviedo, wo wir uns wieder für eine Nacht einrichten. Oh je, Nachtessen erst um 20.30 Uhr; für uns Schweizer schon etwas ungewöhnlich. Aber das Warten hat sich gelohnt. Im eleganten Speisesaal im Erdgeschoss wird uns eine deftige Gemüsesuppe, ein richtig gutes Stück Fleisch mit Kartoffelstock und erst noch ein feines Dessert serviert. Wir sind sehr zufrieden.

5. Tag | Montag, 17. April: Oviedo – Ribadeo – A Coruña

Den heutigen Morgen beginnen wir mit einer kurzen Busfahrt ins Zentrum von Oviedo. Zuerst bestaunen wir das spektakuläre Kongress- und Ausstellungszentrum «PEC» (Palacio de Exposiciones y Congresos) im Stadtviertel Buenavista. Architekt von diesem Bau aus Beton, Stahl und Glas ist der uns Schweizern bekannte Santiago Calatrava, der in Zürich und in Winterthur ebenfalls ausgefallene Gebäude entworfen hat. In der Altstadt geht es dann zu Fuss weiter. Andrea ist unsere Führerin vor Ort.

Nebst Geschichte erzählt sie auch Aktuelles über die Stadt Oviedo. Diese zählt nämlich zu den saubersten Städten Spaniens und durfte auch schon den goldenen Besen in Empfang nehmen. Mir ist bereits am ersten Tag auf unserer Rundreise aufgefallen, dass es in allen spanischen Ortschaften extrem sauber und ordentlich ist. Viel Zeit verbringen wir dann in der «Catedral de San Salvador», deren Bau unter Alfons dem Keuschen begonnen hat. Die Führerin erzählt sehr detailgetreu. Wir spazieren weiter durch die blitzblanken Gassen und werfen einen Blick in die karge Markthalle: am Montag gibt es keinen Fisch. Ein kleines Hüngerchen stille ich mit einem Schinkenbrot, das mir an einem Wurststand frisch zubereitet wird. Die erstaunten und amüsierten Blicke meiner Reisefreunde vor der Halle erinnern mich daran, dass wir eigentlich nichts essen sollten. Rico hat uns eine aussergewöhnliche Mittagspause versprochen – wie peinlich.

Und tatsächlich, nach knapp einer Stunde sehen wir das wunderschöne Meer und nach ein paar engen Kurven hinunter in den Hafen erblicken wir das pittoreske Städtchen Cudillero. Bezaubernd herausgeputzt lädt es ein zum Flanieren, aber vor allem zum Mittagessen. Fisch ist ein Muss. In gemütlicher Runde kehrt man individuell in einem der zahlreichen Fischerbeizchen ein. Es ist auch genügend Zeit durch enge, steile Gassen nach oben zu steigen, um den sensationellen Blick von dort zu geniessen. Die Weiterfahrt entlang der Costa Verde ist ein Erlebnis! Die tollen Felsformationen, das dunkelblaue stürmische Meer – traumhaft. Wenige Kilometer nach Ribadeo, an der Grenze von Asturien zu Galicien an der Playa de las Catedrales, gibt es an einem ganz besonderen Aussichtspunkt nochmals eine Pause. Unverzüglich rennt man zum tosenden Kantabrischen Meer hinunter, das laut und stürmisch zwischen den Felsen sprudelt und uns rasch einmal mit seinen riesigen Wellen erschreckt. Ein unvergessliches Spektakel. Wir können es fast nicht glauben, als uns Rico verrät, dass morgen das Programm noch schöner werden soll. Na, wir sind ja gespannt!

Um 19 Uhr erreichen wir unser Hotel, ein hypomoderner Wolkenkratzer mit verspiegelten Fenstern im Vorort von A Coruna. Das Nachtessen im etwas unpersönlichen Konferenzsaal ist lecker und originell angerichtet. Die Reiseteilnehmenden plaudern fröhlich und unbekümmert, man kennt sich immer besser und hat sich auch immer wieder etwas zu erzählen.

6. Tag | Dienstag, 18. April: A Coruña – Santiago de Compostela

Wir machen mit Rico nochmals eine kleine Stadtrundfahrt. Er weist uns auf viele Details der Gepflogenheiten der Spanier hin. Er ist tatsächlich der geborene Reiseführer. Auch eine Umfahrung kann ihn nicht erschüttern; er steigt auch mal kurz aus, um Einwohner um Rat zu fragen. So fahren wir dem Fracht- und dem Yachthafen entlang und erreichen nach einer halben Stunde das Wahrzeichen der Stadt A Coruna: der «Torre de Hércules» thront stolz oberhalb der riesigen, sehr gepflegten Grünanlage. Der älteste noch funktionierende Leuchtturm der Welt gehört zum Welterbe. Die einen erklimmen den Turm um den prächtigen Rundblick zu geniessen, andere steigen etwas in die Tiefe, um näher am rauschenden Meer zu verweilen. Ein atemberaubender Anblick. Im ganzen Park gibt es moderne Monumente zu bestaunen und Bänke, die zum Ruhen einladen.

Weiter geht es mit dem Bus entlang der Costa de Morte. Unser nächstes Ziel ist laut Spanier der westlichste Punkt des europäischen Festlandes: Cape Finisterre, eine kleine Halbinsel mit einem Leuchtturm, der stolz auf dem Granitfelsen steht. Es ist zudem das «richtige» Ende des Pilgerweges. Unzählige Requisiten, vor allem zurückgelassene Wanderschuhe, zeugen von zahlreichen Pilgern, die diesen Ort besucht haben. Es ist bereits 13.30 Uhr und wir kehren in einem typischen Fischrestaurant ein, so wie es für jeden einzelnen passt. Unsere Kleingruppe, fünf allein reisende Frauen, entscheidet sich für einen Salat, aber was für einer – riesig und lecker! Anstatt nun direkt zu unserer nächsten Übernachtungsstätte zu fahren, geht es weiter der Küste entlang. Immer wieder suchen wir am Strassenrand die typischen Maisspeicher, die «Horreos» auf ihren steinernen hohen Beinen. Über Cee geht es entlang dem Nordatlantik Richtung Muros. Rico macht aber mit uns noch einen Abstecher ins Landesinnere – Überraschung! In Carnota zeigt er uns einen dieser typischen Maisspeicher, ein kleiner für Familien und ein riesiger «Horreo», der für die Dorfgemeinschaft gedacht war. Eigentlich hat uns Rico noch ein Helado versprochen, aber der Kiosk im Ort ist geschlossen. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass wir traumhaftes Wetter haben? Aktuell 27 Grad, perfektes Glacé-Wetter. Unser Ausflug geht nun in die «Berge» zum Windpark. Die eindrücklichen weissen Windräder drehen sich zünftig und der Ausblick von hier oben ist einfach sensationell. Langsam gehen mir die Superlativen aus. Der Rückweg geht durch das Hinterland, durch vergessene Dörfer und Höfe. Nach den vielen neuen Eindrücken des wunderschönen Galiciens erreichen wir unser Hotel in Santiago de Compostela. Wieder dürfen wir in einem luxuriösen Haus nächtigen, also nicht in einer einfachen Herberge, wie es auf dem Pilgerweg üblich wäre.

7. Tag | Mittwoch, 19. April: Santiago de Compostela,  Wanderspaziergang

Nach dem Frühstück sind wir bereit für die heutige Führung durch die Altstadt des wohl berühmtesten Wallfahrtortes. Der Spaziergang mit Francisco durch den Parque da Alameda mit seinen Kamelien, die man in Galicien häufig antrifft, führt uns zur prächtigen Kathedrale von Santiago de Compostela. Davor steht das ehemalige königliche Hospital. Seit 1958 befindet sich darin ein Fünf-Sterne-Hotel mit Restaurant. Beim Kaffeetrinken sitzt man nun in der ehemaligen Gebärabteilung – ein aussergewöhnliches Gefühl. Die Kathedrale, die über der Grabstädte von Apostel Jakobus errichtet wurde, zeigt durch stetige Erweiterungen verschiedene Baustile auf; Romantik, Barock und Gotik. Nach der rund stündigen Führung durch die Kathedrale steht der Tag zur freien Verfügung. Ab 14 Uhr beginnt die fakultative Wanderung auf einem Teilstück des Jakobsweges. Bei 24 Grad sind wir über den meist schattigen Weg sehr dankbar. Unglaublich, kaum sind wir ein paar Hundert Meter von der Kathedrale entfernt, stehen wir schon inmitten der Natur. Durch Baumgärten und über  Wiesen wandern wir auf den Spuren der Pilger, gut sichtbar mit den Muschel-Schildern oder den gelben Linien und Pfeilen auf der Strasse. Francisco hat unendlich viel zu berichten und wir staunen über sein riesiges Wissen. Wir freuen uns aber auch in Ruhe spazieren zu können, um das Pilgern etwas zu spüren. Um 16 Uhr sind wir zurück im Zentrum und freue mich mit ein paar Reisenden einen kühlen fruchtigen Sangria in einer der einladenden «Gartenbeizen» zu trinken. Schon bald geht es zurück zum Hotel, wo wir uns «in Schale» werfen, denn heute essen wir auswärts.

8. Tag | Donnerstag, 20. April: Santiago d.C. – Muschelzucht O Grove – Porto

Der heutige Tag muss ein Festtag sein: Rico erwartet uns in extravaganter Kleidung. Vor allem das Schuhwerk, zieht alle Blicke auf sich – wow! Das müssen wir ihm neidlos zugestehen, was die Bekleidung angeht, ist der Chauffeur uns immer einen Schritt voraus. Der Himmel ist etwas verhangen, aber wir jammern nicht, denn das Programm ist ja wieder so abwechslungsreich.

Am Ria (das ist eine Meeresbucht) de Arousa – verlassen wir den Bus, um auf ein Schiff umzusteigen. O Grove ist eine Stadt mit ca. 10'000 Einwohnern und ist bekannt durch die Miesmuschelzucht. Solch eine Zucht wird uns heute vorgestellt. Das gebuchte Boot fährt uns Twerenboldgäste zu den Muschelplattformen, den sogenannten Batheas. Ein Angestellter zeigt uns, wie diese Muscheln «geerntet» werden. Natürlich gibt es für uns riesige Platten mit frischen Muscheln und sogar Austern – ein Gourmetessen schon am Vormittag, dazu ein Glas Weisswein und man fühlt sich wie ein Adliger in Galicien! Wir machen noch einen Abstecher auf die Isla de La Toja, die durch eine Brücke mit O Grove verbunden ist. Dort steht eine Kapelle, deren Fassade völlig aus Muscheln besteht. In Pontevedra sucht sich jeder individuell etwas für das leibliche Wohl, falls überhaupt jemand noch Hunger verspürt.

Die Weiterreise nach Porto führt entlang der Küstenstrasse Richtung Vigo über den Rio Minho, wo wir die Grenze von Spanien nach Portugal überqueren. Und dann ist es endlich soweit: wir kommen in Porto an. Diese faszinierende, charmante Stadt mit den historischen Häusern an den Hängen und den kolossalen Brücken über den Fluss Douro, bezaubert jeden, der einmal hier gewesen ist. Deshalb können wir es kaum erwarten, in unserem grossen Hotel auf der Stadtseite Gaia einzuchecken, um auf eigene Faust in das pulsierende Hafenquartier zu fahren. Touristen, Musikanten, Marktstände und reihenweise Strassencafés prägen das Bild am Ufer unter der eisernen Brücke. Die «Rabaleos», die typischen Boote die früher die Weinfässer transportierten, prägen das Bild von Porto. Es bleibt uns nur wenig Zeit, um viel zu entdecken. Deshalb benutzen wir die Zahnradbahn um hinauf in die Altstadt zu kommen. Es gibt unzählige Fotomotive: farbige Häuser mit den typischen Kacheln an der Fassade, verschnörkelte Balkongeländer und einfach all die vielen Menschen, die wie wir die portugiesische Atmosphäre geniessen. Gerne wären wir noch länger geblieben, aber wir werden im Hotel zum reichhaltigen Nachtessen erwartet. Nun freuen wir uns auf den kommenden Tag mit der Stadtführerin, wo wir sicher viele Informationen erhalten werden.

9. Tag | Freitag, 21. April: Porto und Douro-Schifffahrt

Mit einem wunderbaren Frühstück starten wir unseren letzten Ferientag, bevor es am Samstag nach Hause geht. Um 9.30 Uhr holt uns die Stadtführerin Maria an der Reception ab. Rico fährt uns aus dem Stadtteil Gaia über die Ringautobahn ins Zentrum von Porto, wo er mit uns eine Stadtrundfahrt macht. Anschliessend besuchen wir zu Fuss die Altstadt. Beeindruckend ist der Bahnhof «Sao Bento». Die Vorhalle ist mit zahlreichen Azulejos (Kacheln) gestaltet. Kein Wunder, gehört der Bahnhof zu den schönsten weltweit. Von dort spazieren wir durch die Rua das Flores zum Ufers des Douros. Schon bald merke ich, dass wir am Vorabend denselben Weg genommen haben mit dem Unterschied, dass es heute regnet. Zuerst nur ein paar Tropfen und plötzlich schüttet es zünftig vom Himmel. Auch die Schifffahrt findet im grössten Regen statt – schade, aber wir dürfen uns nicht beklagen. Wir haben in den letzten Tagen so viel Sonnenschein gehabt. Galicien und Nordportugal gehört eigentlich zu den regenreichsten Regionen. Wir lassen deshalb den Regenschauer tapfer über uns ergehen. Die prächtigen Brücken, unter denen wir nun durchfahren, sind auch in «Grau» sehr bewundernswert.

Etwas durchgefroren und durchnässt kehren wir in einem der berühmten Portweinkeller am südlichen Douroufer ein. Natürlich können wir uns hier nicht wirklich aufwärmen, aber wenigsten sind wir im Trockenen. Eine Mitarbeiterin zeigt uns den Keller mit den riesigen Fässern und erklärt uns die Kelterung. Zum Degustieren werden uns ein weisser (Fine White) und ein roter Portwein (Special Reserva) angeboten. Rico erwartet uns ein paar Meter weiter hinter der Kellerei beim Busparkplatz. Die einen Gäste bleiben in der Stadt, mit den restlichen fährt er zum Hotel. Dieses Angebot nehmen die meisten an, denn es regnet weiterhin wie aus Kübeln. Trocken angezogen, verbringe ich mit den Kolleginnen etwas Zeit im Einkaufstempel, der am Hotelkomplex angebaut ist. Dort gibt es für uns Kaffee und ein köstliches «Pastel de Belém», ein Blätterteigtörtchen mit Pudding gefüllt. Frisch gestärkt flanieren wir an den edlen Boutiquen vorbei und finden das eine oder andere Mitbringsel in den zahlreichen Geschäften. Sobald die Sonne wieder durch die Wolken drückt, bestellen wir ein Taxi, das uns an den Douro bringt. Von der Avenida Ramos Pinto bis Cacada da Serra fahren wir mit dem Teleférico (Gondelbahn) hoch, um dort über die Ponte Dom Luis auf rund 60m Höhe auf dem oberen Plateau die Brücke zu überqueren. Es wird mir schon etwas mulmig im Bauch. Ich bin froh, am Ende der Brücke wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Durch schmale, malerische Gassen steigen wir durch die Altstadt hinunter ins Cais de Ribeira, wo wir nach einem gemütlichen Restaurant Ausschau halten. Da es doch bereits kurz vor acht Uhr ist, heisst es immer wieder mal: «Leider kein Platz.». In einer Seitengasse werden wir fündig: originell, laut, fröhlich und richtig typisch portugiesisch. Es ist sehr gut besucht und wir fühlen uns sehr willkommen. Die riesigen Portionen bringen uns ins Schwitzen, aber wir nehmen uns Zeit und essen die Schüsseln tatsächlich fast leer. Etwas wehmütig machen wir uns auf den Heimweg durch die Nacht. Am romantisch beleuchteten Ufer herrscht eine ausgelassene Atmosphäre mit Musik und Gesang. Die Luft ist angenehm und vor allem wieder regenfrei. Dieser Abend ist der perfekte Abschluss unserer fantastischen Reise durch Nordspanien und Portugal.

10. Tag | Samstag, 22. April: Porto – Zürich

Heute fliegen wir von Porto zurück in die Schweiz. Was haben wir alles erlebt in den letzten neun Tagen! Eine fröhliche Reisegruppe mit einem unterhaltsamen Chauffeur, der uns immer wieder zum Lachen brachte. Und uns so ganz nebenbei zuverlässig Tag für Tag zu unseren Domizilen geführt hat. Täglich ohne Murren unsere schweren Koffer aus- und eingeladen hat und erst noch immer mit ausgefallenen Krawatten und extravaganten Schuhen überrascht hat. Hasta luego und Adéu!

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