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Testbericht:

Normandie und Bretagne

Die Reise in die Normandie wird bestimmt für einige nachdenkliche Momente sorgen. Wir werden nämlich geschichtsträchtige Schauplätze an der Invasionsküste besuchen. Aber auch die touristischen Städte Mont St. Michel und Saint-Malo stehen auf dem Programm. Eine vielseitige Reise also – und ebenso vielseitig werden auch meine Mitreisenden sein. On y va!

25. September 2023

1. Tag | Sonntag, 3. September: Schweiz – Chartres

Unsere Anreise über Basel, Mulhouse nach Chartres ist kurzweilig. Unsere Chauffeuse Katharina berichtet Spannendes über Geografie, Geschichte und Wirtschaft – exakt was man einfach wissen sollte. Rebsorten, Schlösser, Geschichten über Könige und sonstige Schlossherren und Schlossdamen, alles ist dabei. Wir fahren durch die Regionen Grand Est (Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne seit 2016 vereint) und Ile de France nach Chartres. Dort haben wir fast eine Stunde Zeit um die weltbekannte Kathedrale zu besuchen. Deren Fenster mit den unverwechselbaren blauen Gläsern zaubern je nach Lichteinfall ein spektakuläres Licht auf den Boden. Obwohl wir meistens nur im Bus gesessen haben, freuen wir uns, am Abend unsere Zimmer im Hotel am Stadtrand beziehen zu können. Der Apéro um 19.30 Uhr mit anschliessendem Nachtessen findet in gemütlicher Atmosphäre statt. Nachtruhe ist bald einmal, denn der morgige Tag verspricht ein volles Programm.

2. Tag | Montag, 4. September: Chartres – Invasionsküste – Caen

Bereits um 8 Uhr in der «Früh» sitzen wir im Bus und fahren 300 km Richtung Caen. Unterwegs besuchen wir das hübsche Städtchen Bayeux mit seinen malerischen Gassen und der prächtigen Kathedrale im Zentrum. Von dort ist man mit wenigen Schritten auch beim Musée de la Tapisserie, wo der legendäre Wandteppich von Bayeux von fast 70m Länge besichtigt werden kann. Eigentlich ist es kein Teppich, sondern eine Stickarbeit aus dem 11. Jahrhundert. In der pittoresken Altstadt verbringen wir auch die Mittagspause und wer Glück hat, ergattert einen der wenigen Schattenplätze draussen – mit einem «Croque Monsieur» sitze ich an eben einem solch begehrten Plätzchen und werde sehr charmant bedient.

Colleville-sur-Mer im Departement Calvados ist unsere nächste Station in der Normandie. Hier ist der riesige Soldatenfriedhof Omaha Beach mit den langen Reihen Kreuzen aus weissem Marmor. Er erinnert an die Opfer des D-Days an diesem Küstenabschnitt im Zweiten Weltkrieg , wo die Amerikaner ihre grössten Verluste zu beklagen hatten: über 4000 Soldaten verloren ihr Leben. In Arromanches, ein paar Ortschaften weiter, haben wir um 16 Uhr einen Termin im Musée du Déparchement. Das moderne Gebäude wurde erst dieses Jahr eröffnet; die Kriegs-Ausstellung überrascht und erschüttert gleichermassen. Mit Audio-Guides wird man von Posten zu Posten gelotst. Wir sind tief beeindruckt und sind froh, noch etwas Zeit zu haben, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. So setzen wir uns ein Weilchen ans nahe Meer oder geniessen zum Abschluss einen hiesigen Cidre. Unser Hotel ausserhalb von Caen ist verkehrstechnisch gut gelegen. Dort logieren wir wiederum nur eine Nacht.

3. Tag | Dienstag, 5. September: Caen – Mont-Saint-Michel – Dinan

Der Programmhöhepunkt heute: Le Mont-Saint-Michel auf dem Klosterberg mit seiner Bucht, die die stärksten Gezeiten Europas hat. Schon von Weitem ist das beeindruckende Bauwerk sichtbar. Natalie ist unsere Reiseleiterin vor Ort. Sie erwartet uns in Beauvoir beim Parkplatz, um von dort mit einem Shuttlebus zur Insel zu gelangen. Wir sind zeitig unterwegs und deshalb hält sich der Ansturm zum weltbekannten Touristenmagnet in Grenzen. Nach der zehnminütigen Fahrt über die moderne Zufahrtsstrasse spazieren wir gemütlich durch malerische, schmale und sehr steile Gassen. Die Abtei mit ihren Türmen, Toren und Arkaden ist während einer Bauzeit von über 400 Jahren errichtet worden. Von der Westterrasse aus haben wir eine fantastische Weitsicht auf die Bucht mit den faszinierenden Farben des Meeres, Sandbänken und die Polder (Landschaft, das dem Meer durch Deichbau abgewonnen wurde). Der Abstieg erfolgt durch ummauerte Gärten mit duftenden Blumen und Sträuchern. Nach rund zwei Stunden Führung verabschiedet sich Natalie; sie wird uns morgen wieder begleiten. So besorgt sich nun jeder etwas fürs leibliche Wohl, bevor es zurück zum Parkplatz auf dem Festland geht. Wegen der heissen Temperaturen mit 34 Grad nutzen die meisten den Shuttlebus, der fleissig hin und her pendelt. Ich selbst nehme die zwei Kilometer zu Fuss in Angriff – die Hitze macht mir nichts aus. Eine Reisekollegin sorgt sich um mich und gibt mir ihren Hut mit auf den Weg, was sich als sehr klug erweist.

Gemeinsam fahren wir nun ins bretonische Cancale, wo wir eine Austernzucht besuchen. Eine aussergewöhnlich lustige Führerin vermittelt uns mit ihrer Singsangstimme so viel Spannendes. Wir staunen wie arbeitsintensiv diese Zucht ist und wieviel Herzblut und Fingerspitzengefühl der Mitarbeitenden dazugehört. Zum Abschluss probieren wir diese Köstlichkeiten im Degustationsraum: Austern und Weisswein – mit Wonne lassen wir uns hier nieder!

Aber schon bald verlassen wir das Gelände, um ins südwestliche Dinan zu reisen. Die bezaubernde mittelalterliche Stadt am Fluss Rance ist für die nächsten drei Tage unser «Zuhause». Ich bin froh, wieder einmal den Koffer richtig auspacken zu können. Bevor wir das typisch französische Nachtessen im aussergewöhnlichen Hotelrestaurant serviert bekommen, schlendere ich kurz zum nahen Yachthafen und bestaune nicht nur die Boote und Schiffe, sondern auch die prächtigen Holzfassaden der Fachwerkhäuser am Wasser. Weiter reicht die Zeit nicht, sonst wäre ich gerne noch über die romantische Brücke zum anderen Ufer spaziert und hätte die gut erhaltene Stadtmauer fotografiert. Aber wir haben ja hoffentlich morgen noch Zeit.

4. Tag | Mittwoch, 6. September: Dinan, Ausflug Südbretagne

Heute findet der fakultative Ausflug statt – und alle nehmen am attraktiven Angebot teil! So fährt der Bus in gewohnter Besetzung in den Süden der Bretagne. Vorbei an Bocagen  - den mit Hecken umzäunten Feldern  - und an den Dörfern und  Weilern. Nach zwei Stunden erreichen wir Vannes, wo uns Katharina beim Hafen aussteigen lässt. Wir haben Glück: heute ist Markt in der mit Kopfstein gepflasterten Altstadt und wir nutzen die freie Zeit, um am emsigen Treiben teilzuhaben. Es ist wahrlich ein bezauberndes Städtchen mit den farbenfrohen Riegelbauten. In einem der schmucken Cafés setze ich mich an die Sonne und lass es mir einfach gut gehen. Die Menschen sind hier ja allerliebst und eins, zwei wird man in ein Gespräch verwickelt. Leider etwas einseitig, lassen meine Französischkenntnisse doch etwas zu wünschen übrig. Kurz vor 11 Uhr fährt uns Katharina zum Hafen, von wo eine Schifffahrt geplant ist. So tuckern wir bei strahlendem Sonnenschein im Golf von Morbihan herum. Im Binnenmeer, das durch einen Kanal mit dem Atlantik verbunden ist, liegen 42 grosse und kleine Inseln verstreut – die einen sind privat, dürfen aber nicht bebaut werden. Im Westen bei Locmariaquer verlassen wir das Schiff, wo stets eine willkommene Brise geweht hatte.

Auf der Weiterfahrt ins 20km entfernte Carnac wird geschlummert; etwas lädiert schlendern wir anschliessend zu den Steinreihen von Carnac, den über 6000 Jahre alten Megalithen. Beim Anblick dieser Menhire (bretonisch langer Stein) sind wir aber augenblicklich wieder bei der Sache. Unglaublich diese Formen und vor allem die riesige Anzahl an Steinen, die hier in Reih und Glied in der Landschaft aufgestellt sind. Diese rätselhaften Gebilde sorgen für unzählige Mutmassungen. Aberglauben, aber auch wissenschaftliche Thesen werden aufgestellt. Ich persönlich finde es gut, wenn man nicht immer alles belegen kann... Es ist nun bereits später Nachmittag und wir fahren mit neuen Eindrücken im Gepäck (keine Steine) zurück ins nördliche Dinan. Wir hätten nun die Möglichkeit im Stadtzentrum auszusteigen, das hoch über unserem Hotel am Fluss liegt, Aber irgendwie sind wir alle geschafft und hungrig und so fahren wir komplett im grossen Bogen die Strasse hinunter, wo wir uns im Zimmer kurz frisch machen. Den Abend kann jeder frei gestalten und so besucht man in kleinen Gruppen eines der romantischen Restaurants am Fluss.

5. Tag | Donnerstag, 7. September: Dinan, Saint-Malo und Cap Fréhel

Bevor wir Saint-Malo einen Besuch abstatten, fährt Katharina mit uns nach La Richardais. Ausserhalb des Ortes steht ein Gezeitenkraftwerk. Es ist das erste seiner Art, das 1966 in Betrieb genommen wurde. All die vielen technischen und geschichtlichen Daten sind übersichtlich und spannend in einer Ausstellung präsentiert. Es sind die Dimensionen, die uns zum Staunen bringen. Wir müssen uns mit der Besichtigung beeilen, wenn wir die Brücke mit dem Bus überqueren wollen, denn das Werk wird auch als Schleuse genutzt. Aufgrund der riesigen Schiffe wird die Brücke jede volle Stunde angehoben und die Autofahrer müssen warten.

In Saint-Malo an der Smaragdküste – die man am Grünton des Meeres tatsächlich einordnen kann – führt uns Nathalie in die Altstadt. Was sie nicht alles zu erzählen hat. Es scheint, dass vor allem die Küstenstädte immer wieder in Kriege und Schlachten involviert waren. Die Mittagszeit verbringen wir individuell in den belebten Gassen und jeder findet etwas typisch Französisches zu essen. Ich kann es kaum erwarten in einen Kouign Amann hineinzubeissen; das ist ein richtig süsses und buttriges bretonisches Blätterteiggebäck. Délicieux!

Bevor wir wieder zurück zum Hotel fahren, zeigt uns Nathalie das Cap Fréhel, westlich von Saint-Malo – dieser Zipfel mit der riesigen Heidelandschaft wird hier auch gerne als Ende der Welt bezeichnet, da es der nördlichste Punkt der felsigen Küste ist. Der grosse Leuchtturm wird zurzeit renoviert, darin befindet sich sonst eine permanente Ausstellung. Nach einem kurzen Spaziergang zum Aussichtspunkt ganz vorne an den Klippen, kehren wir zurück zum Bus.

Dieser ist angenehm gekühlt und so lassen wir uns gerne sicher und bequem nach Dinan chauffieren. Das Abendessen ist in der Altstadt oben im rustikalen St. Louis reserviert. Dort verwöhnt uns die charmante Chefin mit lokalen feinen Speisen. Unkompliziert wird eine Auswahl an bereits geöffneten Weinflaschen auf die Tische verteilt. Gekühlt wird nichts und so trinken wir halt einfach etwas mehr und etwas schneller – so geht das.

6. Tag | Freitag, 8. September: Dinan – Orléans

Heute reisen wir nach Orléans. Um 7 Uhr werden die Koffer mit einem kleinen Hotel-Caddy zum Bus transportiert. Dieser ist an der Hauptstrasse oberhalb der Hotelanlage parkiert. Die Fahrt geht durch das Loiretal, bekannt aufgrund der unzähligen Schlösser und Herrenhäusern. Leider sind wir auf der Schnellstrasse unterwegs und zu weit von ihnen entfernt. Aber durch Katharina erfahren wir einige historische Eckdaten und es würde mich definitiv reizen, diese Prunkbauten aus vergangenen Zeiten einmal vor Ort anzuschauen. Die grosse Pause verbringen wir in Amboise; welch’ ein schmuckes Städtchen direkt an der Loire. Über der Altstadt thront das mächtige Schloss. So nutzen einige die Zeit für einen Besuch beim Schloss und dessen Park und die anderen – zu denen natürlich ich gehöre – um etwas Feines zu essen. Das bestellte Tatar ist einfach himmlisch und das junge Personal aufmerksam und sehr sympathisch.

Der Einkaufsbummel fällt kürzer aus als gewohnt und alle sitzen überpünktlich im kühlen Bus. Wir fahren noch einmal rund 100 km ostwärts und erreichen Orléans um 15.30 Uhr. Eine elegante ältere Dame erwartet uns bereits. Genevieve zeigt uns die Stadt und führt uns durch schattige Gassen und Wege zur Cathedral Saint Croix. Gespannt lauschen wir ihren Erläuterungen zu all den Wappen, Skulpturen und den farbenprächtigen Kirchenfenstern, angefertigt in ganz verschiedenen Jahrhunderten. Am meisten interessiert uns aber der Mythos um Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orléans. Sie wird als französische Nationalheldin und Heilige verehrt. Der Rundgang durch die Altstadt endet beim Place du Matroi, wo die Reiterstatue mit Jeanne d’Arc bewundert werden kann. Ziemlich verschwitzt und ausgelaugt kommen wir kurz nach sechs Uhr im Hotel ausserhalb von Orléans an. Auch frisch geduscht spüren wir die Müdigkeit; die andauernde Hitze der letzten Tage hat uns wahrlich etwas zugesetzt. Früh gibt es Feierabend, denn morgen nehmen wir die Heimreise unter die Räder.

7. Tag | Samstag, 9. September: Orléans – Schweiz

Rund 650 km liegen vor uns – ein weiter Weg. Katharina wählt die Route über Troyes nach Langres, wo wir dann die Mittagspause verbringen. Selbstverständlich hat sie über Troyes Spannendes zu berichten. Über den französischen Tennisspieler René Lacoste mit den weltberühmten Poloshirts, die auch heute noch in Troyes produziert werden und über die immer wechselnde Landschaft von flach zu hügelig; vorbei an Rebbergen der südlichen Champagne. Als wir in der Nähe von Colombay sind, erfahren wir, welch populärer Mann hier seine letzten Jahre verbracht hatte: Charles de Gaulle. Auch zu ihm, zu seiner politischen Karriere und seiner Familie, hat unsere Chauffeuse Erstaunliches zu erzählen.

Im altertümlichen Städtchen Langres machen wir zwei Stunden Pause. Bei 34 Grad machen nur wenige einen Stadtspaziergang. Wen wundert’s, dass alle bald zum Bus kommen und sich müde im bequemen Sitz zurücklehnen. Über Vesoul und Mulhouse gelangen wir zügig nach Basel und mit etwas Stau erreichen wir dann auch Rütihof. Die vielen tollen Eindrücke während dieser abwechslungsreichen Reise durch die Normandie und die Bretagne durfte ich wiederum mit einer bunt gemischten fröhlichen Gruppe teilen. Hervorragend betreut durch eine versierte und clevere Chauffeuse. So macht eine Reise richtig Spass – superbe!

Was mir von Anfang an aufgefallen ist, dass die mittelalterliche Baukultur der Bretagne rein optisch die einer südenglischen Küstenstadt entspricht und im Weiteren die Bretonen irgendwie ein eigenes Volk sind. Aufgrund der geschichtlichen Informationen, die wie laufend erhalten haben, ist es tatsächlich auch so. Ich hätte auch nicht gedacht, dass die bretonische Sprache so einen hohen Stellenwert hat: diese ist sogar schultauglich. Die Reise ist vielseitig, anspruchsvoll und mit vielen Höhenpunkten. Sie verschafft einen sensationellen Überblick über die Normandie und die Bretagne.  Es dünkt einem, dass es mit nur einem Besuch nicht getan ist. Mit einem bretonischen Gruss «Kenavo» oder einem schlichten französischen «Au revoir» hoffe ich, dass ich tatsächlich einmal für längere Zeit diesen Zipfel Frankreichs erneut besuchen kann.

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