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Testbericht

Piemont für Geniesser

10. bis 13. Oktober 2021

Seit Jahren plante unsere Reisentesterin Brigitte Langhart das Piemont zu bereisen, denn sie hat schon so viel darüber gelesen und gehört. Im Oktober 2021 war es soweit und wir haben sie auf unsere Genussreise geschickt. In diesem Bericht erfahren Sie mehr über die wunderbare Region in Norditalien.

15. August 2022

1. Tag (Sonntag, 10. Oktober: Schweiz – Aosta – Cuneo)

Die Reise von Rütihof nach Cuneo führt uns durch den grossen St. Bernhard von Martigny ins Aostatal nach Italien. Der strahlend blaue Himmel setzt die stattliche Bergwelt ins perfekte Licht. Die Mittagspause verbringen wir in dem reizenden Städtchen Aosta bei warmen Temperaturen, was mich auch wieder zu einem ersten Gelato verleitet. Dieses aus einer ultramodernen drehbaren Vitrine, was ein zusätzlicher Anreiz zum Bestellen ist. Nach gut zwei Stunden erreichen wir unser Domizil Cuneo. Da Frank, unser Chauffeur, nicht direkt zum Hotel in der Fussgängerzone fahren darf, packen wir unsere Zwergenkoffer (wie diese von Franz charmant beschrieben werden) und nehmen diesen Spaziergang, nach dem langen Sitzen im Bus, sehr gerne unter die Füsse.
Uns bleibt genügend Zeit, uns im Hotel und der näheren Umgebung umzuschauen, bevor wir zum Welcome-Drink unter die Arkaden gebeten werden. Ein typischer Mehrgänger erwartet uns im nahen Ristorante Piatti di Parola. Tja, was soll ich dazu sagen? Unsere Reise trägt ja nicht umsonst den Titel «Piemont für Geniesser» ...

2. Tag (Montag, 11. Oktober: Mondovi und Cuneo)

Und wieder lockt die Sonne! Nach einem italienischen Frühstück, ganz corona-konform am Tisch serviert, fahren wir mit dem Bus ca. 25 km, vorbei an erstaunlicher Hügel- und Bergkulisse, um Mondovi zu besuchen. Stadtführerin Martina erzählt während der Fahrt von Geschichte und Kultur der Region. Die Stadt Mondovi besteht aus den Stadtteilen Piazza (Altstadt), Breo (Unterstadt), Carassone und Altipiano (im 20. Jahrhundert erbaut) und liegt hübsch anzusehen an einem Hügel. Tradition hat in Mondovi die Keramik. Diese wurde früher in imposanten Fabriken hergestellt. Heute gibt es sie nur noch in Handwerkbetrieben im alten Stadtviertel «Piazza», also im höchst gelegenen Teil der Stadt. Bei einem Rundgang durch die Altstadt bemerken wir viele Baustellen, es werden viele Häuser renoviert. Die etwas düstere Kathedrale San Donato bringt uns mit den üppig verzierten Wänden ins Staunen; riesige Säulen aus echtem Marmor, sowie täuschend echt bemalte Marmorflächen prägen das Gesamtbild. Noch eindrücklicher erscheint mir die Wallfahrtskirche von Vicoforte, mit dem mittig platzierten Altar. Frank wählt für den Rückweg eine kurvenreiche hügelige Landstrasse, vorbei an riesigen Kastanienwäldern.

In Cuneo geniessen wir in einem der zahlreichen Restaurants in der Nähe des Hotels ganz individuell ein kleines Mittagessen oder einen Kaffee an der wärmenden Sonne. Sensationell, dieser Spätsommer! Anschliessend führt uns Martina durch die restaurierte Altstadt. Kein Wunder präsentieren sich hier diese Stadthäuser so harmonisch und aufwändig gestaltet: die Stadt finanzierte die Renovation der Hauptfassaden. Die Studierenden der ortsansässigen Kunstschule führten die Arbeiten aus – von namhaften Architekten angeleitet – und konnten so ein einmaliges Projekt realisieren. Den restlichen freien Nachmittag verbringt man gerne in den Gassen oder unter den unzähligen Arkaden von Cuneo. Am Abend fahren wir ca. 20 Minuten in den Ort Chiusa di Pesio. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir auf einer abenteuerlichen Fahrt über eine enge kurvige Strasse das Agriturismo Coc Ner. Eigentlich habe ich mir ein typisch italienisches Bauerngut vorgestellt und bin deshalb etwas irritiert: vor uns steht ein Blockhaus, das ich eher im kanadischen Wald erwarten würde. Das Interieur erinnert an eine Jagdhütte – aber das Weinangebot ist zum Glück richtig italienisch. Und das Abendessen bringt uns endgültig zurück ins Piemont. Vitello tonnato, Tagliatelle, Wildschweinragout mit Polenta und zum krönenden Abschluss ein Gedicht von einem Schokoladenkuchen mit einem Hauch von Haselnussschaum ... Sie können sich vorstellen, dass wir uns auf der nächtlichen Heimfahrt einfach nur noch in die komfortablen Sitze lümmeln und uns sicher nach Hause chauffieren lassen.

3. Tag (Dienstag, 12. Oktober: Trüffelsuche und Alba)

Jeden Dienstag findet in Cuneo der grosse Wochenmarkt statt. Da unser Tagesprogramm bis in den späten Nachmittag gehen wird, gönne ich mir nur ein kurzes Frühstück, um noch rasch durch den Markt zu sprinten. Ich liebe diese italienischen Wochenmärkte und finde immer tolle Objekte – sprich: Kleider und Schuhe. So habe ich auch heute wieder Glück und glaube dem umtriebigen Verkäufer gerne, dass mir dieser hellgrüne Pullover wirklich ausgezeichnet steht und diese Cordhose dazu sozusagen ein Muss sei ... Rasch bringe ich die Sachen noch ins nahe Hotel.

Um 9 Uhr fahren wir Richtung Osten nach Roddi, zwischen Bra und Alba. Dort werden wir von Gianni, Lady und Vicky erwartet. Gianni ist einer von zahlreichen lizenzierten «Cacciatore di tartufi», also ein Trüffelsucher. Er führt uns in einen Hain mit Haselnussbüschen, dort findet man die meisten Trüffelpilze. Unsere Reiseleiterin hat uns bereits auf dem Hinweg Informationen zur Trüffelsuche gegeben. Die zwei temperamentvollen Trüffelhunde, resp. Hündinnen Lady und Vicky (die weiblichen Hunde sind die zuverlässigeren Spürhunde) rennen aufgeregt voraus und schon beginnen sie zu bellen und zu graben. Es ist ein Abenteuer, so etwas mitzuerleben und Gianni mit seinem Schalk erobert mit seinen Hunden unser Herz im Nu. Nachher dürfen wir bei ihm in der Nähe vom Castello di Roddi in einem urchigen Gewölbekeller verschieden Tartufo-Spezialitäten kosten und auch kaufen. Wir fahren weiter durch die Region Langhe, nach Alba. Die Stadt ist das Zentrum des piemontesischen Weinbaus, aber auch für Schokoladen-Liebhaber ein Begriff, denn hier steht die Ferrero-Schokoladenfabrik. Somit eine wahre Oase für Tafelfreuden, was man an den zahlreichen Spezialitätengeschäften in der Altstadt erkennt: Wein, Trüffel und Schokoladenangebote werden hier an jeder Ecke dargeboten. Die Fahrt geht nun in den nahen Rebberg von Luigi Drocco. Enrico und sein Bruder Roberte führen das stattliche Weingut ihrer Eltern. Nach einigen prägnanten kurzen Informationen werden wir in die Degustationshalle eingeladen. Wir kosten vier Weine: den weissen «Langhe Arneis», die roten «Barbera d’Alba», «Nebbiolo d’Alba» und den «Alba». Nonna Silvana hat für uns Häppchen vorbereitet: Käse, Salame und Spinatkuchen. Diese werden von ihren Enkeln serviert – ein richtiges Familienunternehmen also.

Wenn Sie jetzt glauben, es ist genug konsumiert, dann liegen Sie falsch! Am letzten Abend werden wir im Hotel zu Tisch gebeten und es wird ein Gourmetmenu der Extraklasse serviert: Vitello tonnato mit Catelmagno (Käse), Gemüsekuchen mit würziger Rahmsauce, Ravioli in Butter mit Salbei ... und, und, und. Dieses letzte Abendessen im Hotel ist ein würdiger Abschluss einer vielseitigen, spannenden Reise «Piemont für Geniesser» – denke ich.

4. Tag (Mittwoch, 13. Oktober: Heimreise Cuneo – Vercelli – Schweiz)

Aber ein weiteres Highlight erwartet uns auf unserer Rückreise in die Schweiz. Wir besuchen Vercelli, das zwischen Turin und Novarra liegt, umgeben von gigantischen Reisfelden. Dieses Gebiet ist der grösste Umschlagplatz von Reis in Europa. Zwischen diesen Reisfeldern steht die stattliche, altehrwürdige Fabrik Acquerello. Die charmante Claudia empfängt uns fröhlich und zieht uns sofort in ihren Bann. Spannend erzählt sie die Firmengeschichte: von wirtschaftlichen Fakten und vor allem von den damaligen sozialen Verhältnissen. Das Leben der rund 300 Arbeitenden auf dem Gehöft, mit zusätzlichen 300 Saisoniers, inmitten von Kühen und Pferden, war armselig und schwierig. Auch von den fleissigen Mondinen, den Reisbäuerinnen, mit den abgeschnittenen Hosen – die Vorreiter der «Hot Pants» sozusagen - berichtete sie mit einem Augenzwinkern. An der Rückseite des historischen Gebäudes ist die neue Fabrikhalle angebaut, die modernen Maschinen werden heute von wenigen Männern bedient.
In der nahen, urgemütlichen Trattoria da Balin dürfen wir noch einmal ein typisch italienisches Gericht geniessen. Die gutgelaunten jungen Leute servieren uns Antipasti und dann natürlich Risotto! Der erste wird aus einem riesigen Parmesankäse geschöpft, dann folgt ein Gemüse-Risotto und zum Abschluss einer mit Bohnen und Schinken, im Rotwein gekocht. Ein köstliches Caramel-Dessert ist das «Sahnehäubchen» dieses grandiosen Menüs. Nach einem letzten Blick über die weiten Reisfelder verabschieden wir uns zufrieden und glückselig von diesem wunderbaren Piemont Richtung Lombardei.

Die Heimfahrt nach Rütihof geht über den Gotthard von der strahlenden Sonne hinauf in den Nebel und Schnee. Aber schon in Hospental scheint wieder die Sonne und wir erfreuen uns an der wunderbaren Bergwelt.
 

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